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Jan Kräutle

Photographer
 
Helgoland
F2110171.022.pdf 0.9 MB Der_Standart_12.11.2021.pdf 2.9 MB
Public Project
Helgoland
Copyright Jan Kräutle 2024
Updated Jan 2022
Topics Documentary, Editorial, Energy, Environment, Essays, Germany, Helgoland, Hydrogen, Island, Journalism, Landscape, Mixed Medium, Offshore, Photography, Photojournalism, Portraiture, Travel, Windenergy

Helgoland – jener winzige rote Fels in der Nordsee, der vor der Deutschen Bucht aufragt – soll ein europäisches Zentrum der Wasserstoffversorgung werden. Aquaventus heisst das Projekt, initiiert von Bürgermeister Jörg Singer. Mit den Industrieansiedlungen will er die maroden Inselfinanzen sanieren. Denn vom Tourismus können sie hier nicht mehr leben.

In den Siebzigern spülten die Touristen noch reichlich Geld in Helgolands Kassen. Sie kamen in Scharen, 800 000 pro Jahr. Aber Helgoland ist schon lange nicht mehr der Touristenmagnet, der es noch in den Siebzigern war: Längst haben sich die Besucherzahlen halbiert.

Deshalb wandelt sich Helgoland derzeit von einer Ferieninsel in eine Energieinsel: Über 70 europäische Industrieunternehmen und einige Forschungsunternehmen haben sich zusammengetan, um die etwa einen Quadratkilometer grosse Insel zum Wasserstoffgiganten zu machen: Hunderte neuer Windkraftanlagen sollen im Meer vor der Insel Strom gewinnen, der Strom gleich vor Ort Wasserstoff erzeugen, der wiederum per Pipeline nach Helgoland gebracht wird. Von da aus geht es per Schiff weiter ans Festland.

Doch auf Helgoland gibt es viele, die Angst haben, dass das Wasserstoffprojekt Aquaventus jetzt doch ein paar Nummern zu gross ist. Die wenigsten Kritiker wollen sich mit Namen zitieren lassen. Thorsten Falke hingegen, der für die Regionalpartei Südschleswigscher Wählerverband dritter stellvertretender Bürgermeister von Helgoland ist, kritisiert Aquaventus auch öffentlich. Die Insel sei zu klein für so ein Projekt, sagt Falke. Die Chemikalien, die man brauche, um Wasserstoff transportabel zu machen, seien gefährlich. Und überhaupt: Das alles könnte die Touristen stören, weil die ja auf eine Naturinsel kommen wollten und nicht auf eine Industrie-Insel.

Durch Helgoland verlaufen die gleichen Risse wie durch den Rest des Landes: Wie soll man sich auch entscheiden, zwischen Tierschutz und Klimaschutz, Nostalgie und Fortschritt, Windenergie und Heimatschutz? Ob die Helgoländer Aquaventus wollen, ist unklar. 



Text: Yves Bellinghausen yvesbellinghausen.de
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